Was ist ein Betriebsplan Natur?

Der Betriebsplan Natur ist ein gesamtbetriebliches Informationsangebot für landwirtschaftliche Betriebe im Rahmen der Naturschutzqualifizierung für Landnutzer (RL NE/2014).

Das Angebot ist kostenlos und freiwillig.

Der Betriebsplan Natur zeigt:

  • welche Leistungen unser Betrieb zum Erhalt der biologischen Vielfalt erbringt.
  • in welchen Schutzgebieten wir arbeiten und welche Anforderungen bestehen.
  • welche Arten und Biotope in unserem Betrieb vorkommen und welche davon für uns besonders wichtig sind.
  • wie unser Betrieb ökologisch aufgewertet werden kann.

Der Betriebsplan Natur wurde durch einen Fachexperten in einem gemeinsamen Abstimmungsprozess mit unserem Betrieb entwickelt. Dabei wurde unsere Naturausstattung analysiert und weitere Möglichkeiten zur ökologischen Aufwertung unter den betrieblichen Bedingungen ermittelt. Daraus wurden Vorschläge zur Umsetzung in unserem Betrieb abgestimmt. So lassen sich Naturschutzauflagen mit betrieblichen Erfordernissen besser verknüpfen.

Die Ergebnisse sind kompakt und übersichtlich im Betriebsplan Natur als anschauliches Kartenwerk mit textlichen Beschreibungen und schlagkonkreten Vorschlägen zusammengestellt.

(www.smul.sachsen.de/BetriebsplanNatur)

Betriebsporträt

Die Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft mbH ist ein ökologisch bewirtschafteter Marktfruchtbetrieb mit Milchkuhhaltung.

Der Betrieb ist Mitglied im Bioland-Anbauverband, liegt westlich von Bischofswerda im Westlausitzer Hügel- und Bergland und bewirtschaftet Flächen in Höhenlagen von 270 bis 390 m ü. NN.

Der Grünlandanteil des Betriebes beträgt knapp 24 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche und ist auf 94 Schläge verteilt.

Häufig handelt es sich um Wiesen in der Talaue von Fließgewässern sowie Hangwiesen, teilweise auch in den Ortslagen.

Flächennutzung

AL  2.251 ha in 148 Schlägen

GL  698 ha in 94 Schlägen

Hofstellen 15 ha

Bodenwertzahlen

AL ca. 45
GL um 44

Tierhaltung

1350 Milchkühe zzgl. eigene Nachzucht (1120 Tiere), knapp 0,7 GVE/ha

Naturausstattung

Unser Betrieb bewirtschaftet anteilig Flächen in zahlreichen Schutzgebieten, wie den Landschaftsschutzgebieten (LSG) „Oberlausitzer Bergland“, „Westlausitz“ bzw. „Massenei“ sowie in den FFH-Gebieten:

https://www.natura2000.sachsen.de/145-obere-wesenitz-und-nebenflusse-33545.html

https://www.natura2000.sachsen.de/143-rodertal-oberhalb-medingen-33581.html

Auch befinden sich zahlreiche Flächennaturdenkmale in unserem Betriebsbereich, wie der „Baumbestand am Südufer der Wesenitz“ oder „Großer Horkaer Teich“.

Unsere Grünlandflächen werden zur Gewinnung von Silage und Heu und zur Beweidung genutzt. Besonders auf den extensiv genutzten Flächen hat sich eine hohe Artenvielfalt eingestellt, die sich durch zahlreiche Kennarten aus der sächsischen Liste auszeichnen https://www.smekul.sachsen.de/foerderung/download/Referenzliste_Kennarten_Erfassungsbogen.pdf.

Besonders artenreiche Wiesen werden zur Heuwerbung zu einem späten Schnittzeitpunkt genutzt, was über die Fördermaßnahme GL 5c finanziell unterstützt wird.

Blick von der Milchviehanlage gen Süden zum Silberberg (Fotos A. Scholz)

Unser Ackerbau basiert auf 7 Fruchtfolgegliedern mit einer Vielfalt an Kulturen.

Eine besondere Herausforderung sind dabei steile, teils steinige Hanglagen und Kuppen.

Zur Verminderung/Vermeidung von Bodenerosionen an diesen Standorten werden schnellwachsende Kulturen, Zwischenfrüchte oder Ackergras gezielt dort angebaut.

Unsere Flächen sind durch zahlreiche Strukturelemente gegliedert.

Besonders sind die größere Gehölzkomplexe in der Aue der Wesenitz und weiterer Fließgewässer und alte Stufenraine als Relikte der historischen Agrarlandschaft.

Auch Reste der früher landschafts-typischen Obstalleen finden sich noch an wenigen Stellen.

alte Kirschallee mit Nachpflanzungen südlich Weickersdorf (Foto A. Scholz)

In unserer Umgebung gibt es auch besondere Arten, wie den Fischotter in und an den Fließgewässern und den seltenen Schwarzstorch.

Im Bereich des Rüdenberges lebt die gefährdete Haselmaus.

Auf unseren Wiesen ist der Weißstorch oft zur Nahrungssuche unterwegs.

Durch die räumlich und zeitlich gestaffelte Mahd und Beweidung, artenreiches Grünland sowie eingeschlossenen Nasswiesen und Kleinteiche findet er ausreichend Nahrung für sich und seine Jungen.

Typisch für etwas strukturreiche Betriebsflächen mit Dornensträuchern ist der Neuntöter.

Neuntöter (Foto: S. Büchner)

In den letzten Jahren hat mehrfach der Kiebitz zwischen Großharthau, Goldbach und Frankenthal an Vernässungsflächen im Mais gebrütet.

Besonders der Fund zweier bedrohter Wildbienenarten hat unseren Naturschutzberater und uns gefreut.

Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens)

Blutweiderich-Sägehorn¬biene (Melitta nigricans)

Warum ist mir der Betriebsplan Natur wichtig

Durch die Erstellung des Betriebsplan Natur haben wir als Bewirtschafter und Nutzer der landwirtschaftlichen Flächen in unserem Umkreis einen detaillierten Überblick über die hiesige Flora und Fauna gewonnen.

Arten von Pflanzen und Tieren, die teils kaum bekannt waren, konnten durch die Erstellung dieses Berichtes belegt und dokumentiert werden.

Auch standen uns die Mitarbeiter von der Naturschutzstation Neschwitz und Herr Dr. Scholz immer mit Rat und Tat zur Seite.

Wir wurden regelmäßig über den aktuellen Stand der Planerstellung informiert und gleichzeitig erfolgte auch eine Bewertung der bereits aufgenommen Daten.

Ein für uns wichtiger Punkt des Betriebsplan Natur war auch die Diskussion zwischen allen Beteiligten zum Ende der Flächenaufnahmen, wie wir als Landwirtschaftsbetrieb damit umgehen können.

In einer Tabelle wurden alle Interessen aus Sicht der Landwirtschaft, des Naturschutzes und der Landschaftspflege gegenübergestellt und beraten, welche Maßnahmen in welchem Umfang und in welchen bestimmten Zeitraum sinnvoll für alle Beteiligten sind.

In dieser Lösungsfindung konnten viele Gemeinsamkeiten entdeckt und sinnvoll für die Umsetzung ausgearbeitet werden.

Von den ausgearbeiteten Maßnahmen profitieren nicht nur wir als Landwirtschaft in den nächsten Jahren, sondern der Naturschutz rückt weiter in unseren Fokus und die Landschaftspflege wird mit teils einfachen Maßnahmen weiter gestärkt und geschützt.

Mit Fertigstellung des Betriebsplan Natur haben wir als Landwirtschaftsbetrieb eine Bestandsaufnahme der Flora und Fauna auf unseren Flächen bekommen, die mit den entsprechenden Maßnahmen in den nächsten Jahren weiter geschützt und möglichst ausgebaut werden kann.

Naturschutzleistungen des Betriebes

In unserem Betriebsplan Natur wurden über 30 Maßnahmen empfohlen, die wir nach und nach umsetzen werden.

Die Angepasste Wiesennutzung ist der flächenmäßig größte Maßnahmekomplex.

Damit entwickeln und erhalten wir arten- und blütenreiche Wiesen und verbessern den Lebensraum für Insekten und Wiesenvögel.

Zugleich wirkt sich der Blütenreichtum positiv auf das Landschaftsbild und Landschaftserlebnis aus, der Kräuterreichtum der Wiesen ist nicht zuletzt auch für die Tiergesundheit relevant.

Die darin enthaltenen Einzelmaßnahmen sind:

  • zweischürige Nutzung von bisher wüchsigen Wiesen in später Schnittnutzung
  • Verzicht auf Gülleausbringung, dafür entzugsorientierte Bedarfsdüngung
  • Amphibien- und Insektenschutz bei der Mahd durch Anschaffung und Einsatz eines Doppelmessermähwerkes
  • Erhalt wertvoller trockenwarmer Saumstrukturen durch Belassen von Altgrasstreifen
  • Biotoppflege auf stark vernässtem Nasswiesen-Sumpf-Komplex in der Wesenitzaue

und noch einiges mehr.

Durch eine kluge Beweidung können wir viel für unsere Artenvielfalt tun.

Dabei steht eine gestaffelte Nutzungsintensität unter besonderer Berücksichtigung der Flächen in FFH-Gebieten im Vordergrund.

artenreicherer Wiesenkomplex in der Wesenitzaue (Foto A. Scholz)

Strukturen erhalten und schaffen

Große Ackerschläge von über 50 ha versuchen wir zu teilen und schaffen entlang der neuen Schlaggrenze mit Gehölzen und Feldrainen neue Strukturen. Die Schlagteilung wird sich im Wesentlichen an der historischen Hufenstruktur orientieren.

Anfallende Lesesteine lagern wir im Bereich bestehender Steinrücken- und Heckenstrukturen ab und erhalten so besonders typische Strukturelemente im Bergland, die für viele Tierarten Unterschlupf und bei Besonnung auch einer Reihe wärmeliebender Tierarten Lebensraum bieten.

In Kombination mit mehrjährigen Blühflächen oder auch anderen naturnahen Strukturen sind diese besonders wertvoll.

Artenschutz – Charakterart Neuntöter fördern

Mit der Pflanzung dornenreicher Gebüsche, wie Weißdorn und Rose, auf Stufenrainen, verbessern wir die Lebensraumsituation für die Charakterart Neuntöter und andere heckenbewohnende Tierarten und tragen auch zum Erosionsschutz bei.

Bei der Wiesenmahd belassen wir stellenweise Altgrasstreifen, da brache Strukturen für den Neuntöter wichtige Lebensraumstrukturen darstellen.

der gehölzoffene Stufenrain im Bildhintergrund wird durch eine lockere Strauchpflanzung strukturiert

Ansprechpartner

Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft mbH

Kleindrebnitzer Str. 4, 01877 Bischofswerda, OT Großdrebnitz

Geschäftsleitung: Patrick Rückert

Naturschutzstation Neschwitz e.V.

Park 1, 02699 Neschwitz

www.naturschutz-neschwitz.org


Büchner & Scholz, Büro für ökologische Studien, Naturschutzstrategien
und Landschaftsplanung

Dr. Andreas Scholz

Bahnhofstraße 35

02692 Singwitz

weitere Informationen

www.smul.sachsen.de/Naturschutzqualifizierung

www.smul.sachsen.de/BetriebsplanNatur

 

Impressum:

Diese Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzqualifizierer Ina Bartsch, Naturschutzstation Neschwitz e.V. auf Grundlage des Betriebsplanes Natur vom April 2023 erstellt. Die Qualifizierung Naturschutz für Landnutzer ist ein kostenloses, freiwilliges Angebot. Es wird durch Vereine/Verbände bzw. Planungsbüros im Auftrag des Freistaates Sachsen und der EU angeboten.